Nur knapp einen Monat vor der Abiturprüfung im Fach Geschichte besuchte der Geschichtsgrundkurs des 13. Jahrgangs der Großen Schule zum Thema „Erinnerungskultur“ einen Workshop in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, der äußerst interessant von Dr. Gustav Partington, einem pädagogischen Mitarbeiter der Gedenkstätte, geleitet wurde.
Die jungen Menschen begaben sich in dem Workshop zunächst auf die Spuren ehemaliger Gefangener des Strafgefängnisses Wolfenbüttel sowie Erinnerungsorten, die damit verbunden sind. Mithilfe mehrerer Bilder von Denkmälern oder Fotografien von Menschen, die Opfer oder Täter in der Zeit des Nationalsozialismus waren, wurden die SchülerInnen an das Thema herangeführt. Außerdem wurde ihr Wissen, das sie bereits aus einem Workshop zum Thema „Justiz im Nationalsozialismus“ aus dem 12. Jahrgang in der Gedenkstätte hatten, in einem kurzen Rundgang in der Ausstellung reaktiviert. Es wurde noch einmal daran erinnert, dass der „Reformstrafvollzug der Weimarer Zeit“ sich vollkommen vom Strafvollzug im Dritten Reich unterschied. Wollte der Strafvollzug zur Zeit der Weimarer Republik noch, dass die Gefangenen „gerecht und menschlich zu behandeln“ sind, so hieß es im Dritten Reich laut §48: „Die Freiheitsentziehung ist so zu gestalten, daß sie für die Gefangenen ein empfindliches Übel ist.“
Mithilfe eines Medienschlittens, ein seitlich verfahrbarer Monitor zur Darstellung vertiefender Informationen, erläuterte Partington den Umgang mit der Erinnerungskultur in Deutschland sowie die Geschichte der Gedenkstätte. Eigentlich habe man das Hinrichtungsgebäude abreisen wollen, aber aufgrund von Bürgerprotesten sei es 1990 zur Errichtung der Gedenkstätte gekommen, die zwischen 2012 und 2019 grundlegend umgebaut und erweitert worden sei, erklärt Partington.
Der multimediale Lernort beeindruckte die SchülerInnen des Geschichtskurses sichtlich: „Die Gedenkstätte in Kombination mit dem Workshop visualisiert die Geschehnisse und Gräueltaten der NS-Zeit mit einer Vielzahl von Mitteln – die technisch moderne Ausstellung auf der einen Seite, der persönliche Diskurs im Plenum auf der anderen Seite. Die Gedenkstätte führt uns die (lokale) Relevanz der Erinnerungskultur nachhaltig vor Augen“, so Gianna von Reppert-Bismarck. Eine weitere Schülerin, Carmen Bosse, fügt hinzu, der Workshop sei sehr abwechslungsreich gewesen. Die zahlreichen Beispiele, die thematisiert worden seien, hätten ihr geholfen, sich das Ausmaß der Verbrechen besser vorzustellen und zu verstehen.
In einem Monat werden diese 21 jungen Menschen ihre schriftliche oder mündliche Prüfung im Fach Geschichte ablegen. Auch das Thema Erinnerungskultur ist prüfungsrelevant: „Der Workshop war äußerst interessant für mich und wir haben viel über die Dimensionen der Erinnerungskultur gelernt“, berichtet Liesbeth Vollradt.
Ganz herzlich bedankte sich der Geschichtskurs sowie Kurslehrerin Frauke Neumann bei Dr. Partington für den fachkundigen und motivierenden Workshop.