Montag, 09.09.2019, im Dr.-Oskar-Sommer-Haus: Bedrückende Stille herrschte während der Sprechpausen des Berliners Karl-Heinz Richter (geb. 1946), der am Montagvormittag den zuhörenden Schülerinnen und Schülern des 11. Jahrgangs der Großen Schule Einblicke in seine düsteren Erfahrungen mit der Staatssicherheit (Stasi) der DDR gewährte.
Im lockeren Plauderton mit der typischen “Berliner Schnauze” zeichnete der Zeitzeuge Richter ein grausames Bild über die DDR und beeindruckte die 16 – 17-Jährigen mit seinen Erzählungen nachhaltig. Anschaulich schilderte der selbsternannte Freigeist die Etappen seiner Widerstands-Geschichte: Auflehnung im Jugendalter, missglückter Fluchtversuch, Verurteilung durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und anschließende Inhaftierung. Trotz jahrelanger Haft und Folter gelang es der Stasi nicht, die staatskritische Einstellung des früheren Jugend-DDR-Meisters im Ringen zu ändern. Richter und seine Frau durften letztlich ausreisen. Es ist nicht die ihm als Folge seines Widerstandes widerfahrene Gewalt, die ihn hadern lässt, wehmütige Töne gelten seiner Familie, die ebenso Opfer der Staatssicherheit wurde.
Es bleibt die Frage, wieso Richter diese ganz persönlichen Details mit den jungen Menschen teilt? Er selbst sagt, er möchte mahnen und appellieren, Demokratie und Freiheit nicht als gegeben anzusehen, sondern sich für sie einzusetzen und eine kritische Haltung dem Staat und den gesellschaftlichen Zuständen gegenüber einzunehmen. Die vielen Fragen im Anschluss bestätigten, dass der Redner sein junges Publikum sichtlich beeindruckte und zum Nachdenken über demokratische Werte angeregt. Letzteres ist Organisator und Politik-Lehrer Benjamin Rohac ein Anliegen. Er und die Große Schule sind dankbar, dass dieser authentische Zeitzeugenbericht, der auch noch einmal am Nachmittag stattfand, von der Braunschweigischen Sparkassenstiftung aus den Mitteln der Reinerträge der Lotterie Sparen und Gewinnen ermöglicht worden ist.
Robert Basse