Auf künstlerisch-ästhetische Weise den Klimawandel erfahrbar machen

Schülerinnen und Schüler der Großen Schule besuchen die Ausstellung „Owning the fractures“ im Kunstverein Wolfenbüttel.
Planetary Intimacies, Künstlername und Feldforschungsprojekt, setzt sich in der interaktiven Ausstellung „Owning the fractures“ im Kunstverein Wolfenbüttel mit dem gravierenden und unaufhaltsamen Thema des Klimawandels auseinander. Mittels eines künstlerisch-wissenschaftlichen Ansatzes macht der Künstler den Prozess der globale Erwärmung in Form von Zeichnungen, Malereien und Objekten für die Besucherinnen und Besucher erlebbar. Die installative Landschaftsmalerei und experimentelle Kartografie schafft, anders als wissenschaftliche Statistiken und Diagramme, einen neuartigen Zugang und gibt Anlass zur Reflexion des eigenen ökologischen Fußabdrucks. Der Künstler reiste mit leichten Gepäck möglichst CO2-neutral an die Orte, an denen der Klimawandel bereits heute schon sichtbare Spuren hinterlassen hat. Mittels einer Kamera werden abgebrochene Gletscherteile, auch Sturzeis genannt, dreidimensional eingescannt und in einem Kunststoffbeutel nach Deutschland transportiert. In seinem Atelier in Nürnberg druckt der Künstler dann eine Negativform, die wiederum in einem Gefrierschrank verankert wird. Das bereits geschmolzene Gleschereis soll durch diese Weise wieder rekonstruiert und aufgebaut werden. In einem angrenzenden Ausstellungsraum, eingerichtet wie ein herkömmlicher Konferenzraum, werden die Besucherinnen und Besucher eingeladen, sich an einen Tisch zu setzen und zu antizipieren, wie wir in 50 Jahren leben werden, wie sich unsere Umgebung und unser Handeln verändern wird.
Mehrere Klassen der Großen Schule besuchten die fächerübergreifende Ausstellung mit großer Begeisterung. Das Thema ließ sich auf besondere Weise mit den regulären Themen des Kunst- und Erdkunde-Unterrichts verbinden. Eine 11. Klasse, die sich aktuell mit dem Thema Design beschäftigt, bekam beispielsweise den Auftrag moderne Möbelstücke aus den organischen Strukturen freizustellen. Mithilfe von iPads haben die Schülerinnen und Schüler zunächst die gezeigten Malereien und Zeichnungen fotografiert, um in einem darauffolgenden Schritt mit einem digitalen Stift Formen und Strukturen anhand von Übermalungen herauszuarbeiten. Als eine weitere künstlerische Position wurde die französische Innenarchitektin und Möbeldesignerin Charlotte Perriand (1903-1999) hinzugezogen, die einen erheblichen Teil zu Le Corbusiers Design Unité d’Habitation in Marseille beitrug und eine der einflussreichsten Designerinnen des 20. Jahrhunderts war. Ebenso wie Le Corbusier glaubte sie, dass die Objekte, mit denen wir uns umgeben, und die Umwelt, in der wir leben, unsere Denkweise und unseren Gemütszustand beeinflussen. Ausgehend von diesem Gedanken setzte sie ihre Überzeugungen in die Tat um und schuf mehrere Designklassiker, die auf Funktionalität und Rationalität im Dienste einer besseren Welt basieren.
Die Große Schule bedankt sich bei dem Künstler Planetary Intimacies für das Aufgreifen und Auseinandersetzen eines solch wichtigen Themas und richtet einen weiteren Dank an die Geschäftsführerin, Stine Hollmann, die sich auf den Fächerübergiff einließ und besondere Führungen und Workshops für unsere Schülergruppen schuf. Für Kurzentschlossene lässt sich die Ausstellung heute ab 11:30 Uhr besuchen. Eine Filmpremiere des Workshopergebnisses wird gezeigt und der Künstler ist anwesend, um mit Besucherinnen und Besuchern in Gespräch zu kommen.