Abstand in Film, Theater und bildender Kunst

Unter diesem Titel startete das Seminarfach mit diesem Titel im Sommer 2020, und am 21.01.2022 stellte der Kurs die im dritten Semester entstandenen Projekte im Elster- und Geitelhaus der Großen Schule aus. Das Thema „Abstand“ wurde von vier Projektgruppen in sehr unterschiedlicher Weise bearbeitet und die Ergebnisse in einem Rundgang durch das gesamte Gebäude präsentiert, beginnend im sonst nicht zugänglichen Keller mit einer musikalisch-theatralen Performance. Inhaltlich orientierte sich die Darbietung am Mythos von Orpheus und Eurydike, die Führung des Publikums in den Keller wurde zum Gang in die Unterwelt – in der Atmosphäre der labyrinthisch wirkenden Anlage der Kellerräume durchaus vorstellbar – und fünf für das Publikum nicht sichtbare Musiker präsentierten das Lied ,,Road to Hell“ aus dem Musical ,,Hadestown“. Durch die Verteilung auf die unterschiedlichen Räume entstand für den Zuhörer ein sich aus verschiedenen Richtungen aufbauendes Klangbild. Die Besucher durften die Unterwelt allerdings anschließend in Richtung Licht und Leben wieder verlassen, direkt ins Foyer des Elster- und Geitelhauses, wo sie in einem der Räume eine Installation erwartete: Mit Folie abgedeckte, aufeinander getürmte Tische und Stühle, daneben ein einzelner Tisch mit passendem Stuhl und einem aufgeklappten Laptop, ebenfalls mit Folie bedeckt, brachten den sozialen Abstand des Einzelnen in der Isolation während der Lockdown-Phasen der Pandemie auf den Punkt. Fotoarbeiten und eine filmische Projektion ergänzten die Präsentation. Mit den Abstand zwischen unterschiedlichen Regionen und Kulturen hatte sich die im Ausstellungsrundgang folgende Gruppe beschäftigt. Motive, fotografisch aufgenommen in Kroatien – Ziel der Seminarfahrt – wurden kombiniert mit formal ähnlich aufgebauten Motiven aus Wolfenbüttel. Die Fotomontagen, ausgedruckt im Din A2-Format, wurden mit dem nach oben führenden Schwung der Treppe präsentiert, die auf diese Weise als Herzstück des Elster- und Geitelhauses deutlich wurde und den Besucher weiter nach oben leitete, wo das sonst fast vergessene zweite Obergeschoss zur lichtdurchfluteten Galerie wurde. Hier waren die Arbeiten der vierten Gruppe ausgestellt, Fotografien im Format Din A2, aufgenommen während der Kroatien-Fahrt, die auf den ersten Blick wie normale Urlaubsfotos wirken, jedoch Irritationen bergen, die sich bei näherem Hinsehen als skurrile Veränderungen der ursprünglichen Bilder herausstellen. So findet sich zum Beispiel ein farbenprächtiger Papagei inmitten des Möwenschwarms, das Ortsschild „Ribbesbüttel“ entdeckt man in einer kleinen kroatischen Gasse, und im altehrwürdigen Amphitheater in Pula findet ein Fußballspiel statt. Eine rundum gelungene Ausstellung, die die architektonischen Besonderheiten des Elster- und Geitelhauses wirkungsvoll aufnahm!

Michèle Godau